Beim nächsten Mal wird alles anders ... =;)

Richtig studieren

Bevor ich meinen Stundenplan für das jetzt beginnende Semester zusammenstelle, werde ich im Kalender nachblättern, an welchem Wochentag die meisten Feiertage sind.

Mein Handy stelle ich im Seminar aus.

Umsichtig werde ich auf Anwesenheitslisten nur mit Druckbuchstaben unterschreiben, damit die anderen es leichter haben, den Namenszug zu fälschen.

Wenn die Referate verteilt werden, werde ich mich für einen Termin am Semesterende melden.
Durch Dozentenkrankheit und Verschiebungen werde ich so wahrscheinlich um das Referat herumkommen - dafür eine "ausführliche" Hausarbeit anbieten.

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Vielleicht melde ich mich zur Zwischenprüfung an.

Ich werde mich informieren, wie die Fernleihe in der Bibliothek funktioniert.

Ich belege keine Veranstaltung bei einem jungen dynamischen Dozenten, der aus Amerika Motivationsfloskeln mitgebracht hat wie: "Sie studieren doch nicht für den Schein."

Ich werde vor dem Ausfüllen meines BAFöG-Antrags meine Konten leer räumen.

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Dieses Mal werde ich einige Bücher nicht nur kopieren, sondern auch lesen.

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Ich möchte in der Wohnheim-WG einen Putzplan durchsetzen, um die hygienischen Zustände zumindest an die einer Bahnhofstoilette anzugleichen.

Ich werde auch einmal die Vorlesungen anderer Fachbereiche besuchen - einfach so aus Interesse.

Wenn ich zu einer Studentenparty in einer WG eingeladen bin, werde ich nicht schon vor dem ersten Bier nach dem Mietpreis der Wohnung fragen. Auch Gespräche über das schlechte, aber teure Essen in der Mensa werde ich unterlassen.

Bei der nächsten Power-Point-Präsentation im Seminar werde ich alle akustischen Optionen des Programms ausreizen: Wenn meine Hauptthesen geräuschunterstützt reinfliegen, ist mir die Aufmerksamkeit der Kommilitonen sicher.

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Gefunden in der Süddeutschen Zeitung Nr. 235 vom 13.10. 2003, jetzt.de
Autor: tobias-peter -  jetzt.de
Geringfügig gekürzt.

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