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years ago ...

Date: Mon, 03 Aug 98 15:05:11

Heute war ich auf'm Arbytesamt. Zwei Stunden rumgegammelt, nur um zu erfahren, dass es für mich nicht zuständig ist. Morgen früh muss ich nochmal hin, auf's andere (Arbeitsamt). Manchmal handelt man nicht, weil man die Folgen nicht absehen kann, oder Angst vor ihnen hat, den Folgen des Handelns den unabsehbaren. Dabei übersieht man dann anscheinend völlig, dass auch Nichthandeln Folgen hat. axlzuck... Das war sowas wie meine Erkenntnis des Tages; werden auch immer trivialer, diese täglichen Erkenntnisse...

Date: Tue, 04 Aug 98 14:59:14

So, heute war ich also zum wiederholten Male auf'm Arbytesamt; diesmal auf'm richtigen, wobei's ja im Grunde genommen vollkommen Wurscht wäre, welches von denen mein pflichtgemäß gestelltes Gesuch auf Arbeitslosengeld/hilfe ablehnt.

Diesmal war ich schon früh da, was aber auch nicht viel half; ich glaub die ganze Prozedur kostete mich vier Stunden meines Lebens zzgl. An-&Abfahrt. Nee - abgefahren war's ja eigentlich nicht - also excl. hin- und herradeln.

Interessant ist ja, wem man so alles begegnet, wenn man sich mal Werktags um kurts nach acht auf den Berliner Strassen tummelt. Vor der Ausländerbehörde traf ich 'n alten Bekannten, den ich gleich mal fragte, ob man sich doch noch entschlossen hätte, ihn endlich auszuweisen. Der wollte aber nicht zur Ausländerbullerei sondern zum Einwohnermeldeamt, um 'ne Adresse rauszufinden vonna Bekannten. Während wir da noch standen, kam 'n anderer Bekannter vorbei, 'n ehemaliger Kunde, der sich aber mindestens seit drei Jahren nicht mehr hat blicken lassen, obwohl er in der Nähe wohnt. Vorher kam er mindestens einmal die Woche, ich frag mich immer noch was ich dem wohl angetan habe.

"Na Kutte, ist Dein Laden dicht?"
- "jau issa..""
- "Ja, wat, wieso'n ditte?"
- "Weil Du seit mindestens drei Jahren nicht mehr da warst Kalle - und Du warst ja der Einzige der sich richtig über's Ohr hauen lies, der Rest hat ja eher mich besch...zensiert..."
- "blabla..brabbel.."

Kalle macht jetzt wieder in seinem alten Job, Holz und Bautenschutz bzw. Anstreicher - selbstständigerweise.. angeblich macht er 12 Riesen im Monat.. Früher sah er dafür besser aus... was solls.. Ach ja - er macht auch noch in zwei Bands rum, von denen man aber noch nix gehört hat - wohl auch nie viel hören wird.

Fast am Arbeitsamt angekommen, treff ich auch noch den klugen Klaus, der dasselbe Ziel hat. Der spielt auch inna Band und war Kunde bis zum letzten Tag. Das Arbeitsamt zieht ihm, was er mit der Band dazuverdient, zu großen Teilen von der Stütze ab. Er muss aber in 'ne andere Abteilung - also ciao und rauf in 'n ersten Stock, Nummer gezogen.. welche ist dran? .. aha.. Zehn oder elf Leute sind vor mir dran, geht ja noch - gestern waren's dreissig. Ich häng also meine Zeit im Treppenhaus ab, wo man rauchen kann, komm irgendwann sogar dran. Ein nichtmal unsymphatischer, etwas jüngerer Mensch nimmt sich meiner Daten an, gibt mir 'n Formular, wohl um mir die weitere Wartezeit zu verkürzen und weist mich an, noch "einen Moment" im Gang Platz zu nehmen, Frau Sowieso werde mich dann aufrufen. Während ich mir da so die Zeit verkürzen will und feststelle, dass ich gar keinen Kugelschreiber bei mir habe, taucht ein weiterer Bekannter auf, diesmal ist's Krümel, wie der richtig heisst weiss ich nicht, ich lernte den mal kennen, als ich noch im Galaxy tickerte.. 'ne Freundin von ihm teamte dort und ich wurde für kurze Zeit ihr Kollege.

Die Welt is'n Dorf und am Ende treffen sich alle auf'm Amt, das ist amtlich. Immerhin ist's dann nicht mehr ganz so langweilig.

Irgendwann taucht die Kollegin, die ein Kerl ist, auf, macht 'n paar Kreuze auf 'nem Fragebogen, drückt mir das Teil mit der Bemerkung, die restlichen Kreuze dürfe ich selber machen, ich solle mir aber vorher bei der Leistungsstelle direkt gegenüber, wo der Wisch abzugeben sei, 'ne Nummer ziehen, in die Hand und verabschiedet mich eilig. Also nochmal 'ne Nummer gezogen, diesmal nur acht Mitbewerber vor mir. Das geht ja noch. Allerdings vergeht fast 'ne halbe Stunde, ehe die Aufrufanzeige um eine Ziffer vorrückt. Danach geht's dann zügiger - auch Arbeitsvermittler haben wohl ihre menschlichen Bedürfnisse. Als ich dann mit meinem (Vermittler) fertig bin, wird auch der ehemalige Tickerkollege endlich in die Anmeldung gerufen.

Ich mache mich also umgehend auf die Socken - nee auf die Reifen.. na is ja auch egal auf was, auf jeden Fall aber auf und davon.

Zuhause angekommen, überrascht mich die geliebteste aller Gattinnen mit der Mitteilung, dass sie beim Sozi angerufen und 'n Termin für uns vereinbart habe. Wir dürfen da dann am 17. vorsprechen... na toll.. bis dahin gibt's dann eben wieder Fensterkitt, obwohl man denen ja auch auf den Pelz rücken könnte, aber die Nummer mit den Bullen und dem Amtsleiter muss man ja nicht wiederholen. Das Leben ist eh langweilig genug.


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