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Wie Manni zum Bitmani(ac) wurde ..

Es muss wohl so im Jahr 84 oder 85 gewesen sein, als ein Bekannter meinem Freund Manni - ganz beiläufig - erzählte, dass er einen Computer besitze.

Manni war völlig geplättet, wusste er zu jenem Zeitpunkt über derartige Geräte doch lediglich, dass es sich hier um Riesenmaschinen von den Ausmaßen eines Einfamilienhauses handelte, die man mit Lochkarten fütterte - oder so - und dass Programmierer so was wie Genies sein mussten .. Jedenfalls hatte man ihm das seinerzeit in der Schule so etwa dargestellt und er hatte die zwischenzeitliche Entwicklung auf diesem Gebiet, da es ihm völlig ausgeschlossen erschien, dass man solch eine wunderbare Maschine jemals privat würde besitzen können, nicht weiter verfolgt. Allein der Platzbedarf für ein derartiges Monstrum ließ eine solche Idee ja geradezu absurd erscheinen.

Der einzige und innigste Kontakt, den er selbst bis dato zu solchen Mysterien hatte, war anlässlich der Inventuren in einem Heimwerkermarkt, wo er ca. 10 Jahre zuvor längere Zeit tätig gewesen war. Da mussten er und seine Kollegen - mit extra weichen Bleistiften - äußerst akribisch, kleine Kästchen auf Pappkarten ausmalen, zwecks der Bestandsaufnahme mittels EDV. Außerdem meinte er zu wissen, dass alles, was aus so 'nem Ding rauskam, auf zeilenweise grünweiß gestreiftem Endlospapier, im Querformat gedruckte Listen seien. Hin und wieder hatte er im Fernsehen mal so ein Gerät gesehen: Schrankwandgroß, gespickt mit pausenlos rotierenden Bandspulen, bedient von Männern in weißen Kitteln.

"DU hast'n Computer???" fragte er also. " 'n EIGENEN? ZU HAUSE??? Erzähl doch kein' Quark eyh!". Ganz offensichtlich dachte er, sein Kumpel wolle ihn auf den Arm nehmen.

"Naja, so'n ganz einfachen, von Commodore, 'n C=64 ...und 'ne Floppy hab ich auch noch nicht. Nur 'ne Datassette. Das ätzt total, weil man ewig warten muss, bis so'n Spiel geladen ist."

Das mit den Spielen verwirrte Manni vollends - Wieso spielen? Computer waren doch zum Arbeiten gebaut, um wissentschaftliche Probleme zu lösen, oder für die Buchhaltung..??? Wo der Unterschied zwischen so einem - wie hatte der Kollege gesagt? - "Floppy" und 'ner Datassette lag, war ihm auch absolut schleierhaft. Sein Kumpel erklärte ihm das in groben Zügen, und dass er sich das Ding NUR zum Spielen gekauft habe, schließlich müsse er ja weder Buch führen, noch wissenschaftliche Probleme lösen; da gebe es so 'ne Zeitschrift: "INPUT 64", der immer so 'ne Kassette beiliege, mit Spielen drauf und anderen Programmen. Die würden aber jetzt mehr und mehr auf Disketten umsteigen, da werde er sich wohl bald auch so ein Floppydrive zulegen müssen.

Manni hatte Blut geleckt. Die Spielerei interessierte ihn nicht die Bohne, zumal er sich unter einem Computerspiel absolut nichts vorzustellen wusste. Aber man(ni) ahnte, mit sowas würde er seine Kundenadressen verwalten können, Serienbriefe erstellen, ... die Buchhaltung .... Oh Mann(i)!

Also fragte er: "Was kost'n sowatt, eyh ?"

"So rund 1200,-- Mark"

"Oha, janz schön happich.. " - schluck ... -

Damit war die Sache vorerst erledigt, denn ein solcher Betrag, war für Manni, der sich erst kurz zuvor selbstständig gemacht hatte, absolut nicht aufzubringen.

Weihnachten 85 dann, gab's bei ALDI erstmals so 'ne Commodore - Ramschaktion. Mannis Frau erzählte ihm davon; lumpige 228,-- Mark sollte so eine Wundermaschine da kosten ..

"Bei ALDI? SO BILLIG ???? Das kann doch nur'n Gag sein." brummte er, "bestimmt irgend so'n Spielzeugkram oder sowas.", und dann: " Wie lang ham denn die heute auf, man kann sich's ja immerhin mal anseh'n - wa?"

Anzusehen gab's nur die Kartons, hübsch bunt bedruckt, richtig verführerisch. Ein ausgepacktes Gerät zum ausprobieren war natürlich nirgends zu sehen  und  - 228,-- Mark - , das war immer noch 'ne Menge Holz. Manni schlich also 'ne ganze Weile um den Stapel rum, als sei er ein potentieller Ladendieb, der auf seine Gelegenheit wartet, war aber im Grunde längst entschlossen, den Laden nicht ohne so'n Ding zu verlassen.

Den endgültigen Ausschlag zuzugreifen, gab der Umstand, dass auf den Verpackungen von vier eingebauten Programmen die Rede war. Anwendersoftware sei bereits integriert stand da, alles was man für's Büro so brauche, nämlich Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbank und Grafik. Wow! Das war Klasse, das bedeutete nämlich, dass man das Gerät für's Geschäft ein- und deshalb von der Steuer absetzen konnte,
Also: Her damit!

Zu Hause ausgepackt, erwies sich das Gerät als enttäuschend klein. Im Lieferumfang enthalten waren: ein externes Netzteil, ein Kabel für den Anschluss an die Antennenbuchse des Fernsehers, ein dicker Packen Handbücher, die sogenannte Datassette, sowie eine Kassette mit 'nem Basic Kurs, verschiedenen Demo's etc.

Schnell stellte sich heraus, dass man(ni) damit nicht weit kommen würde, denn die eingebaute Software entpuppte sich als fehlerhaft. Glücklicherweise aber, hatte irgend'ne Firma so ein Einsteckmodul, fuer neununddreissig Mark, auf den Markt gebracht, welches diese Fehler zu korrigieren vorgab. Die Datenbank konnte man nur nutzen, wenn man eine Floppystation besaß, deren Erwerb weitere DM 399,-- verschlang.

Ein Datensichtgerät musste her, weil Manni's Frau alles andere als begeistert darüber war, dass Manni dauernd den Fernseher blockierte Der übelste S/W Portable, den irgendein Trödler zu bieten hatte, sollte diesen Zweck erfüllen, war ja NUR für den Computer - und fuer zwanzig Mark zu haben. Auch musste, da die ganze Anwendersoftware ansonsten ja recht nutzlos gewesen wäre, natürlich noch ein Drucker angeschafft werden. (gebrauchter Star NL10 vom Kumpel für DM 500,--).

Super Compi

Da hatte Manni offensichtlich mal wieder das sprichwörtliche Fass ohne Boden aufgemacht.

Ham se mitgerechnet? Insgesamt hat der Gute binnen kürzester Zeit 1186,-- Mark in sein neues Hobby gesteckt, Disketten, Papier und Farbbänder nicht gerechnet - so ziemlich genau der Betrag, der ihm zunächst ja viel zu hoch erschienen war.

In der Folge sollte die neuerworbene Wundermaschine weitere Schwächen zeigen. Es brauchte eine komplettes Paket Endlospapier, ehe Manni die Kiste soweit hatte, einen einfachen Brief halbwegs leserlich auszudrucken; die Tabellenkalkulation blieb trotz des Zusatzmodules buggy und musste mühsam handoptimiert werden und selbst dann gab's beim Saldieren oft genug 'n Rundungsfehler in Höhe von einem Pfennig.

Nichtsdestotrotz hing Manni nun Nacht für Nacht vor seinem wabernden "Schwarzweißfernsehmonitorersatz" und übte Basic. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, denn - hier also war der Haken - das Gerüt war am Markt gefloppt und es gab kaum Software, die man hätte kaufen können, und was es überhaupt zu kaufen gab, entpuppte sich in der Regel als ziemlicher Schrott.

So investierte Manni sein Geld also lieber in Zeitschriften und tippte nächtelang endlose Listings ab. Unter anderem ein Buchhaltungsprogramm, das allen Bemühungen, die Fehler aufzuspüren, zum Trotz, nie richtig lief. Immerhin aber gelang es Manni nach einiger Zeit selbst, funktionierende Programme zu schreiben. So z.B. eines zur Berechnung passiver Frequenzweichen nach Butterworth und ein anderes zur Berechnung des Volumens von Bassreflexboxen nach Thiele/Small, was ihn doch mit einigem Stolz erfüllte.

Gerade mal wieder mit dem Gedanken befasst, weiteres Geld in das Fass zu schaufeln und den Arbeitsspeicher im Selbstbau auf sagenhafte 256 kB (Vier Computer in einem versprach die Werbung!) zu erweitern, sprach Manni mit einem Freund über dieses Vorhaben. Der Spass sollte so knapp 300 Mark kosten.

"Das erscheint mir aber ziemlich teuer." meinte jener und erzählte ihm, dass er für eine 512kB Erweiterung in seinem Atari ST nur DM 250,-- bezahlt habe.

"Ein ATARI? das sind doch diese Fernsehspielkisten?"

Nein, nein das seien richtig moderne Computer, viel leistungsfähiger, als alles andere auf dem Markt und mit bis zu einem Megabyte(!) Arbytesspeicher.

Manni bezweifelte das. Vor allem aber fragte er sich, wozu man wohl eine dermaßen gigantische Speicherkapazität jemals benötigen sollte. Er vertagte jedoch vorerst sein ursprüngliches Vorhaben.

In irgendeiner Seitenstrasse, nein natürlich nicht in irgendeiner, aber in welcher, tut ja hier nichts zur Sache, entdeckte er kurze Zeit später ein Schild mit etwa der Aufschrift: "Hier eröffnet in Kürze ein Computerfachgeschäft". Kaum gelesen, fieberte er fortan nur noch dem Tag entgegen, an dem der Laden endlich öffnen würde.

Als es dann soweit war, prangten draußen lauter ATARI Logos .. grmmmpf .. Manni war enttäuscht, hatte er doch gehofft, hier vielleicht das eine oder andere Schnäppchen für seinen tollen "plus4" machen zu können. Aber fragen kostet ja bekanntlich nichts, so ging er also rein und fragte.

Nein sowas hätten sie nicht, das Gerät sei ja ohnehin hoffnungslos veraltet, ob er sich nicht mal so einen "ST" ansehen wolle, der sei hochmodern, mit grafischer Benutzeroberfläche, Mausbedienung, pipapo, astreiner Monochrom-Monitor, hochauflösend - 640 mal 400 Punkte, mit 71Hz Bildwechselfrequenz - augenschonend - Test Urteil: "Sehr Gut".

Atari ST Desktop

Software? Aber natürlich! Jede Menge, kein Problem.

Staunend glotzte Manni auf den Monitor, auf dem lauter kleine Bildchen zu sehen waren. Der Verkäufer klickte irgendeins an, woraufhin sich der Mauszeiger, welcher zuvor die Form eines Pfeiles besessen hatte, in eine Biene verwandelte, während der Rechner ein Programm lud - echt süß sowas - und, verglichen mit Mannis Wundermaschine, atemberaubend schnell.

Der Mann hatte 'ne Textverarbeitung gestartet und zeigte nun, was man damit alles machen konnte; mehrere Textfenster gleichzeitig öffnen, Blöcke markieren mit der Maus, hin und herkopieren... all das, was uns heutzutage so selbstverständlich geworden ist. Manni war schwer beeindruckt ...ihm schwindelte fast. Was denn so ein Gerät kosten solle? erkundigte er sich.

Ja, nur 1500 Mark, also wirklich preiswert, dazu käme dann noch der Monitor für 499 Mark..

Ob man denn nicht einfach einen Fernseher?

Ja, das gehe wohl bei einigen Modellen, aber ernsthaftes Arbeiten, z.B. mit der gerade gezeigten Textverarbytung für nur DM 198,--, sei da kaum möglich. Die noch folgenden Ausführungen über die diversen Grafikmodi der Maschine, das große Angebot an (beinahe) kostenloser "PD-Software" etc. nahm Manni nur noch mit halbem Ohr wahr...... AUS DER TRAUM...

... Bis dann irgendwann ein paar Freaks in Mannis Laden auftauchten, die 'ne Gesangsanlage brauchten - möglichst billig. Manni machte denen ein Angebot - so um die eintausend Mark.

Hm, so viel hätten sie leider nicht, aber einen fast neuen Computer, nicht mal ein halbes Jahr sei der alt, und der habe 1500 Mark gekostet.

Was denn das für ein Computer sei, wollte Manni wissen.

Ein Atari 520 STM, sogar mit 720, statt der ueblichen 360 kB Floppy. - Ja, die Rechnung hätten sie auch noch ..

... Man einigte sich schnell ...

Atari 520ST
...to be continued


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