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03.01.2002
Das habe ich dann heute erledigt. Ich komme nämlich gerade ...

... vom Sozialamt ...

Die Neuantragsstelle hat ja jetzt nur noch dreimal die Woche geöffnet. Montags und Dienstags am Vormittag und Donnerstags von 15:00 bis 18:00h ... (für Berufstätige).

Obwohl ich ja eben nicht berufstätig und gerade deshalb sozialhilfebedürftig bin, sprach ich heute um 15:00h dort vor. Pünktlich auf die Minute am Amt eingetroffen, durfte ich mir die vorletzte von 50 Nummern ziehen. Eine Beobachtung der laufenden Vorgänge und das gut gefüllte Wartezimmer, legten die Vermutung nahe, dass die durchschnittliche Wartezeit etwa einhundert Minuten betragen dürfte. Ergo entschied ich mich, diese lieber im Freien, statt in den lichtlosen Korridoren des Amtes zu verbringen und machte mich auf den Weg zum nächsten Copy-Shop, um dort Kopien meines Abiturzeugnisses zu verfertigen. Nachdem das erledigt war, traf ich Anna Ampel kurz vorm Amt meinen Ex-Mitschüler Kwang, der es sich nicht nehmen lassen wollte, mich auf'n Kaffee beim Türken einzuladen. Als ich dann kurz nach vier zum zweiten Mal auf'm Amt einlief, hatten sich - Oh Wunder! - Wartesaal und Gänge nahezu gänzlich geleert. Nur ein einsamer Nachzügler ohne Nummer hielt sich dort noch auf. Nachdem ich meinen ersten Schreck (Ich rechnete nämlich damit, nun nicht mehr vorgelassen zu werden.) überwunden hatte, zeigte sich, dass alles ziemlich locker ablaufen sollte...

Ich kam nach etwa fünf Minuten dran, durfte mich "vorstellen", wurde wieder rausgeschickt und prompt ins nächste Zimmer gerufen. Da saß so 'ne rotgefärbte Fünfzigerin mit strengem Blick, der nix Gutes verhieß, was sich allerdings als Fehleinschätzung entpuppte. Nach kurzer Erstansicht der vorgelegten Unterlagen und knapper Befragung wurde ihre Mine zusehends freundlicher. Sie kopierte sich die Unterlagen, die ich mithatte, gab mir 'ne Liste weiterer vorzulegender Unterlagen und 'n "Termin" zur Wiedervorlage - Montag ,07:00h - KOTZ - Wieder mit Nümmerchen ziehen - KOTZ KOTZ ...

Interessant fand ich die Tipptechnik der Dame. Sorgfältig manikürte, ziemlich lange, mit perlmuttpinkrosefarbenem Lack gefärbte Nägel der rechten Hand bemühen sich, keinen Schaden an der Tastatur zu nehmen (oder anzurichten?). - Einfingersuchsystem - sowas hab ich echt noch nicht erlebt. Der Zeigefinger der linken Hand hält derweil tapfer die Stellung auf der Umschalttaste. Wozu bildet man eigentlich Bürokräfte im Zehnfingerblindschreiben aus (wie z.B. meine Angetraute), wenn die dann doch keiner braucht ?????? Aber das alles ist ja halb so wild, gemessen an dem was noch kommen wird und wovon ich beim Passieren der überfüllten Gänge einen kleinen Vorgeschmack bekommen konnte ...

Der Hammer ist ja, dass man zwar in Erfahrung bringen kann wann die ihr Amt geöffnet haben, nicht aber, dass die ihre Teilnehmernummern schon zwei Stunden vorher raushängen und dass es schon beinahe einem Wunder gleichkommt, um drei Uhr überhaupt noch eine zu ergattern. Einem Typ der kurz nach mir eintrudelte und vorsichtig nachfragte, ob denn noch weitere Nummern vergeben würden, erklärte die zuständige Angestellte: "Auf gar keinen Fall, mehr können wir hier heute ganz bestimmt nicht bewältigen." Auch 'ne Art von Humor wie ich finde; Besuchs- und damit Arbeitszeit für diese Leutchen ist ja immerhin von 15- 18 Uhr. Und die 50 Nummern hatten sie bereits um 16 Uhr abgekaspert. Hätte ich den Spruch Ernst genommen, dann hätte ich, als Inhaber der vorletzten Nummer vor - sagen wir mal halb sechs eigentlich gar nicht wieder dort aufkreuzen müssen ..

Naja .. mal seh'n wie's Montag läuft ...

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