Ouvertüre - Zufall - Glauben - Um Gottes Willen! - Sein -oder? - Tote Hose? - Oh Gott! - Begriffen? - Definitiv - Vollkommen fertig
home

Zurück zu Gott

Um noch mal auf den Gottesbegriff zu kommen

>Wille: Freiheit: Liebe: das Sein an und für sich. Wenn man aber Begriffe wie Wille, Freiheit, Liebe dem Göttlichen zuordnet, dann muss man auch deren Gegensätze einschließen, weil diese Begriffe ohne diese Gegensätze, also Willenlosigkeit, Unfreiheit, Hass, nicht existierten bzw. vollkommen sinnlos wären. Das ist das Dilemma -oder auch nicht. Descartes hat Gott ja als das absolut Vollkommene, dem auf Grund seiner Vollkommenheit ALLE Attribute zukommen, definiert. Wenn das tatsächlich so wäre, würde die ganze Vollkommenheit sich allerdings komplett neutralisieren und in Nichts (dazu später mehr) auflösen. So gesehen wäre Gott nichts anderes, als das, was die alten Griechen als CHAOS bezeichneten: Das Nichts schlechthin.

Bleibt nur Das Sein an sich. Alles andere Sein (Nee: Werden - sorry - 's bleibt ja nix so wie es ist, ja genaugenommen ist es nicht mal, das Einzige, was ist, ist das ununterbrochene Werden, jedenfalls soweit wir was mitkriegen von der Welt.) ist ja ziemlich konkret, also fassbar. Folglich müsste man zu dem Schluss kommen, dass das Sein als solches unfassbar, also ein metaphysischer Begriff ist. Wahrscheinlich haben das aber schon sämtliche Amateurphilosophen, die je auf diesem Globus wandelten, festgestellt. Alles in Allem also keine besonders tolle Erkenntnis.

Fassen wir also zusammen: Alles was wir als SEIEND erkennen können ist WERDEN (Vergehen gibt's so gesehen nicht, da dieses ja nur ein Anderswerden ist.) Bzw. - für Dialektiker: Das Werden enthält seine Negation, die des Vergehens. =;))

Diesem - soweit wir erkennen können - allumfassenden Werden, kann man jetzt selbstverständlich den Namen Gott beiordnen, damit würde der Begriff dann doch auch alle Gegensätze umfassen. Die Frage ist dann allerdings: gibt es außerhalb unseres Bewusstseins überhaupt Gegensätze? Und eine andere: muss das Sein auch Bewusstsein sein (haben), oder gar selbstbewusst-sein? Das ist eine Frage, die sich nicht beantworten lässt, aber-glauben. Schopenhauer hat offenbar nicht glauben wollen und das Sein deshalb als Wille (zum Leben) bezeichnet. Für ihn ist das Ganze in etwa der verzweifelte Versuch einer an sich bewusst(seins)losen Entität, Selbstbewusstsein zu erlangen, was aber anscheinend, da es hierfür seine Einheit(lichkeit) opfert, letztlich fehlschlagen muss. Die Vielheit, bzw. ein Teil davon, ist zwar erkenntnisfähig (homo sapiens [hoff' ich mal]), aber nicht vollkommen, denn sie erkennt ja - wie gesagt - nur das Werden (die WIRKlichkeit), nicht aber das Sein, als das was es IST. So gesehen, müsste man eigentlich sagen, dass das Sein an sich unwirklich (unwirkend) ist.

Was die Gegensätze angeht: das Beispiel Werden<>Vergehen zeigt ja eigentlich schon, dass der Gegensatz (zumindest hier) nichts anderes, als ein URTEIL ist. Die Begriffe lassen sich problemlos vertauschen. Für uns ist 'werden' immer nur das, was sich auf eine unserer Meinung nach höhere Stufe zu bewegt. Ohne unsere Meinung aber, fände diese Differenzierung nicht statt. Der Zustand vor dem Urknall muss ja keineswegs ein niedrigerer als der gegenwärtige gewesen sein. Un-menschlich betrachtet ist alles 'gleich-gültig'. (Den Begriff hab ich den Stoikern geklaut.)

Wie fragwürdig dieses in Gegensätzen denken und damit wohl auch jegliche Dialektik ist, lässt sich schon an einem so simplen "Gegensatz" wie SCHWARZ><WEISS aufzeigen; denn erstens ist Schwarz nicht gleich Schwarz, sondern eine Gruppe ziemlich dunkler Abstufungen, die unsere Wahrnehmung aber nicht mehr zuverlässig auflöst, wobei für Weiß das gleiche hinsichtlich heller Abstufungen gilt. Der Gegensatz liegt nicht im Objekt, sondern in unseren Sinnen und nicht mal in unserer aller Sinne, denn was dem einen schwarz zu sein scheint, das bezeichnet ein anderer vielleicht noch als anthrazit und ein dritter eventuell als tiefdunkelbraun. Darüberhinaus tragen unterschiedliche Lichtverhältnisse das ihre zur möglichen Täuschung bei. Außerdem bleiben bei einer dialektischen Betrachtung dieser "Gegensätze" alle anderen Nuancen nach dem Muster: Alles was nicht Schwarz ist muss notwendiger Weiß, oder die Synthese aus beiden, folglich Grau sein, auf der Strecke. Kein Wunder, dass wir 50 Jahre auf das Farbfernsehen warten mussten.

Wie tief verwurzelt aber dieses kurzsichtige dualistische Denken, das so vieles unberücksichtigt lässt, ist, kann man Redewendungen wie "Die Kehrseite der Medaille", "die (eine) andere Seite betrachten" etc. entnehmen.


next

Kommentare



Ouvertüre - Zufall - Glauben - Um Gottes Willen! - Sein -oder? - Tote Hose? - Oh Gott! - Begriffen? - Definitiv - Vollkommen fertig
home

© 2001 by K.D.
http://www.blues-browser.de